Wenn man es schafft, 113 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus drei Sportvereinen mit Spiel, Spaß und Training fünf erlebnisreiche Ferientage zu gestalten, dann stimmt das Vereinsleben. 84 Yamakawa-Karateka aus Ballenstedt und Halberstadt und 27 Karateka der Staßfurter Sport- und Karateschule fuhren das zweite Mal gemeinsam ins Trainingslager. Diesmal ging es unter dem Zeichen des „Ying und Yang“ in den Berliner Raum an den Störitzsee.
So wie in den Ferien ereignisreiche Nächte zu erlebnisreichen Tagen gehören, sind im Karate die Teilbereiche Kata, Kumite, Bunkai und Selbstverteidigung eng verbunden. Durch das gemeinsame Training im Lager konnten diese Teilbereiche des Karate sich ergänzen und letztendlich eine harmonische Einheit bilden. Im Karate können die Gegensätze der Welt mit den 4 Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer erklärt und mit Tieren verknüpft werden. So kämpften Gruppen mit den Tiernamen Drache, Tiger, Leopard, Katze, Affe, Gottesanbeterin, Kranich, Libelle und Schlange bei einer Mini-Olympiade, in der Geschicklichkeit und Schnelligkeit gefragt waren. Es galt in vier Minuten die höchste Sandburg zu bauen und in einem Doppel-T-Shirt zu zweit so schnell wie möglich zu rennen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene zeigten ihren Ehrgeiz im Kronkorkenhochwurf und durften bei der Station Schießbude ihre Zielgenauigkeit unter Beweis stellen. Nur wer in sich ruhte und seine Kräfte sammelte, konnte einen Supertreffer landen und für sein Team viele Punkte holen. Letztendlich gewannen bei den Kindern die Affen und bei den Jugendlichen die Drachen knapp vor den Leoparden.
Der Badestrand am Störitzsee wurde zum Baden, zum Sandfiguren bauen als auch als Trainingsstätte genutzt. Für die Karatekas war es eine völlig neue Erfahrung auf einem schmalen Steg ähnlich den Japanern in ihren schmalen Fischerbooten Kampftechniken auszuführen. Die untergehende Sonne lieferte die passende Stimmung und ließ die verhallenden Kiai`s (Kampfschreie) mystisch erscheinen.
Die kleineren Kinder konnten in einer über das ganze Lager verteilten Schatzsuche ihr Wissen über die 4 Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer einbringen, indem sie Geheimschriften lasen, würfelten und Buchstaben sortierten. Die Belohnung für die Mühe war der versteckte Süßigkeitenschatz am Badestrand.
Während die Kleinen eifrig ihren Schatz suchten, vermittelte Sensei Michel Olschewski den jugendlichen und erwachsenen Karatekas viele Erfahrungen in der praktischen Selbstverteidigung. Er lehrte, wie man in Stresssituationen ruhig bleibt und wie es ist, von Angreifern umzingelt und bedroht zu sein. Auch wenn mancher konditionell am Boden lag, machten diese Trainingseinheiten sehr viel Spaß und Lust auf mehr davon.
Sensei Alexander Löwe suchte sich als Trainingslager-Kata die „Unsu“ (Hand in den Wolken) aus. Diese Kata ist koordinativ und athletisch sehr anspruchsvoll und verlangte eine sehr hohe Konzentration und Körperwahrnehmung. Im Stockkampftraining wurde die Selbstverteidigung mittels einer Waffe geübt. In Dreiergruppen kämpften große und kleine Karateka miteinander. Als weitere Vorbereitung auf die Samuraitaufe bemalte jeder eigenhändig ein Stirnband mit dem „Ying und Yang“ Zeichen und den japanischen Schriftzeichen für Karate. Der Großsamurai brachte diesmal neben seinen Geishas und Kriegern als Verstärkung seinen Assistenten mit. Dieser übte sich noch im schwere Prüfungen ausdenken und ersann so manche Herausforderung an die Samuraianwärter, wie das Limbotanzen unter dem Schwert. Letztendlich konnten elf neue Samurais durch Bestehen der Aufnahmeprüfungen ihren Dienst beim altehrwürdigen Großsamurai antreten.
Neben dem Training kam zwar der Schlaf aber nicht der Spaß zu kurz. Die Erwachsenen schickten die Nachtwanderer auf eine gruselige Strecke. Spätabends gegen 22.30 Uhr wurde die erste Gruppe losgeschickt und schon bald hörte man das Quieken im Walde. Es galt, bei stockfinsterer Nacht die Umgebung wahrzunehmen mit all ihren furchteinflößenden Geräuschen, Gerüchen und Schreckgestalten. Dabei auch noch Aufgaben zu lösen und konzentriert nach alten Eichen, Grabinschriften, Weggabelungen und versunkenen Flaschen zu suchen, ohne dem schwarzen Mann zu nahe zu kommen, war für viele eine tolle Herausforderung.
Wer dann immer noch nicht genug Erlebnisse hatte und sich frühmorgens aufraffte, wurde mit dem Früh-Kata-Meditationstraining belohnt. Sensei Alexander Löwe leitete auf dem Steg am Badestrand den Interessierten die Atemkata „Tensho“ an und schaffte es, dass man trotz Müdigkeit tiefentspannt den Morgen beginnen konnte.
Das Trainingslager ist im Vereinsleben immer wieder ein besonderer Höhepunkt. Es kommen u.a. auch Vereinsmitglieder angereist, die inzwischen arbeitsbedingt in München und Mainz wohnen, um das Feeling der gemeinsamen Erlebnisse in ihre neue Heimat mit zu nehmen und den Kontakt zum Verein zu halten. Solch ein Trainingslager zu organisieren, bedarf es vieler freiwilligen Helfer. Der Dank an diese vielen helfenden Hände kann nicht groß genug sein und benötigt immer wieder neue Unterstützung, damit es im nächsten Jahr mindestens wieder genauso schön wird.