FUNAKOSHI

Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt.

Trainingslager

02.09.2012

Nicht zum ersten Mal wies in den frühen Morgenstunden die rote Sonne am Horizont den 107 Yamakawa-Karateka aus Ballenstedt und Halberstadt den Weg ins Trainingslager. Dieses Jahr stießen zum ersten Mal 19 Karateka der Staßfurter Sport- und Karateschule hinzu, um gemeinsam aktive und erholsame Stunden am Ruppiner See in Gnewikow zu erleben. Durch die enge freundschaftliche Zusammenarbeit der beiden Sensei Alexander Löwe und Michel Olschewski wurde das gemeinsame Trainingslager der beiden größten Karatevereine Sachsen-Anhalts angeregt. Damit konnte in diesem Trainingslager für die 93 Kinder und 33 Erwachsenen erstmalig das gesamte Repertoire des Karate mit Kihon, Kata, Bunkai, Kumite und Selbstverteidigung (einschl. Selbstbehauptung) angeboten werden.
Im Katatraining erlernten die jüngeren Karateka von Alexander Löwe in Einzelschritten die Kata Heian Godan ("Frieden und Ruhe - 5.Stufe") und die Jugendlichen und Erwachsenen die Kata der alten Großmeister Jitte ("Zehn Hände"). Dabei wurde mancher an seine Grenzen gebracht. Michel Olschewski brachte die jungen und etwas älteren "Samuraianwärter" im Kumitetraining gehörig ins Schwitzen und gab in der Selbstverteidigung  und -behauptung wertvolle Tipps.
So wie die Farbe Rot der aufgehenden japanischen Sonne für Mut, Offenheit und Leidenschaft steht, so mussten die Jüngeren bei der Schatzsuche einen japanischer Drachen aus 45 Feldern besiegen. Wer clever würfelte, sich die Lage der versteckten Zahlen-Begriffe-Karten merkte und im Training  aufgepasst hatte, konnte die Fragen nach dem Leben der alten Samurai zügig beantworten und war schnell beim versteckten Schatz am Lagerfeuer. Der Mut jugendlicher Karateka wurde während der Nachtwanderung auf eine harte Probe gestellt. Der Mond versteckte sich zu Beginn hinter den Wolken, sodass in einer rabenschwarzen Nacht am Friedhof entlang die einzelnen Gruppen ordentlich erschreckt werden konnten. Rufende Käuzchen, knarrende Brücken und grauenhafte Gestalten verbreiteten eine gruselige Atmosphäre. Allein der Mond hatte Einsicht, lugte dann hervor und wies den quiekenden Erschreckten den weiteren Weg zum nachtstillen Ruppiner See.

Die Vorbereitung auf die Samuraitaufe beinhaltete auch das eigenhändige Zeichnen von Stirnbändern mit der roten aufgehenden Sonne und den japanischen Schriftzeichen entsprechend der Gruppeneinteilung. Die Gruppen „Kamikaze“ (Göttlicher Wind), „Banzai“ (Geschafft), „Sho fuku“ (Glück), „Hissho“ (Sicherer Sieg), „Tokon“ (Kampfgeist), „Ichiban“ (Der Erste), „Ninja“ (Jemand im Geheimen), „Gokaku“ (Erfolg) und „Nippon“ (Japan) erprobten im Vorfeld zur Taufe ihre Kräfte in Teamspielen. Dass die Mädchen im Staffelspiel "Model-Lauf" im Vorteil waren, erkannten die Jungs schnell. Jedoch als "Känguru" mit einem Würfel zwischen den Knien konnte dieser Vorteil wieder ausgeglichen werden. Die „Sho fuku“ waren im wörtlichsten Sinne die Glücklichen  und gewannen vor den „Banzai“.

Vor einem Jahr erschien im Yamakawa-Trainingslager der alte Samurai, um neue Krieger für seine Armee zu finden. Da diese damals Berufenen ihrem Verein durch ihre Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit, Reinheit, Kampfgeist, Mut und Treue alle Ehre machten, folgte der alte Samurai der diesjährigen Einladung der Ballenstedter/Halberstädter und Staßfurter Karateka. Wieder mussten Prüfungen bestanden werden, welche vor allem mit einem während des Trainings erlernten Kampfes mittels Bokken (Holzschwert) abgelegt werden mussten. Der Kontakt mit dem Taufwasser wurde mit einem kräftigen Wurf in den Ruppiner See hergestellt und die Namensvergabe wie „Krieger des flackernden Lichts“ und „Krieger des leuchtenden Wissens“ konnte beginnen. Nur allein durch eine wildgewordene Kuh musste die feierliche Zeremonie unterbrochen werden. Die Zähmung der Kuh erfolgte vor den Augen der Samuraianwärter durch die Großzügigkeit und Weisheit des alten Samurai.

Die Abende wurden mit Diskos, Auftritten der Kinder und der Fitnessgruppe mit dem einstudierten irischen Tanz und langem gemütlichen Zusammensein am Lagerfeuer beschlossen. Ganz Wackere trotzten der Müdigkeit am Morgen und nutzen das Früh-Kata-Meditationstraining am Strand noch vor dem gemeinsamen Lagerfrühsport mit Lagertanz, um in Ruhe und Entspannung den Tag zu beginnen.
Die Trainingslagertage hatten für jeden etwas dabei, neue Freundschaften entstanden und vor allem wurde durch die sehr gute Vorbereitung und Aufgabenverteilung und -bewältigung der vielen freiwilligen Helfer eine entspannte Atmosphäre geschaffen, die Ihresgleichen sucht. „Das war ein super Wochenende - hat Spaß gemacht“, hieß es von Katja Tomischka aus Staßfurt. „Das war das beste Trainingslager überhaupt“ resümierten viele Ballenstedter/Halberstädter. „Das gemeinsame Trainingslager können wir zur Tradition werden lassen“, fasste Alexander Löwe unter Beifall die Stimmung während der Abschlussbesprechung zusammen, bevor es übermüdet in den Bussen und Autos wieder nach Hause ging.